Holzbaujunioren besichtigen Holzbaubetriebe
Die Holzbaujunioren treffen sich seit dem Jahr 2014 in regelmäßigen Abständen, um sich systematisch in verschiedenen Veranstaltungen auf die anspruchsvolle Aufgabe, das elterliche Unternehmen zu übernehmen und zu leiten, vorzubereiten. Dabei bilden sie sich weiter und knüpfen wertvolle Kontakte, tauschen Erfahrungen aus und geben sich gegenseitig Tipps.
Für den potentiellen Nachwuchs der familiengeführten Zimmerer- und Holzbaubetriebe stand am 11. Juni 2024 ein besonderes Highlight auf dem Programm: Zum vierten Mal nach 2022, 2019 und 2017 öffneten zwei renommierte Holzbaubetriebe, diesmal in Niederbayern, ihre Pforten für die Holzbaujunioren: die HBH Holzbau Zimmerei GmbH in Landau an der Isar und die Rinner-Riedinger Holzbau GmbH in Reichersdorf.
Dabei lernten die über 30 Jungunternehmer zwei unterschiedliche, aber jeweils erfolgreiche Arten der Betriebsführung und Betriebsausstattung kennen, die auch die Besichtigung unterschiedlich gestalteten.
Seit 2005 hat sich die neugegründete HBH Holzbau Zimmerei GmbH auf anspruchsvolle Neubauten in Holz und Stahl, Sanierungen im Bestand sowie Ingenieurholzbauten spezialisiert. Der Familienbetrieb beschäftigt rund 55 Mitarbeiter, dabei sind zwei Generationen der Familie in den Betrieb involviert.
Davon profitierte auch der Zimmerernachwuchs vor Ort, denn zu Beginn berichteten Vater Ralf und Sohn Jonas, beide Zimmermeister, und Tochter Vanessa (Büroleitung) von der Betriebsübergabe. Dabei hat jeder der drei aus seiner Sicht erklärt, welche Probleme es gab, wo der Betrieb jetzt steht, welche Ziele verfolgt werden und welche Emotionen während der Übergabe aufkamen. Dieses für die Holzbaujunioren zentrales Thema war Vanessa Hofmann in der Gestaltung der Betriebsbesichtigung sehr wichtig.
Im Anschluss wurden die über 30 Teilnehmenden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe war mit Jonas Hofmann auf dem Betriebsgelände
unterwegs, der zweite Teil blieb mit Vanessa Hofmann im Büro und tauschte sich zu klassischen Bürothemen aus, die für alle Betriebe relevant sind. Die Büroleitung berichtet: „Mir war ganz wichtig, dass ich keinen Monolog halte, sondern ein offener Austausch stattfindet, da ich das als Teilnehmerin der Holzbaujunioren in der Vergangenheit selbst sehr geschätzt habe.“
So kam bei beiden Gruppen beispielsweise digitale Zeiterfassung auf – verschiedene Programme inklusive deren Stärken und Schwächen wurden offen diskutiert. Ein weiteres Thema, das aus der Gruppe heraus angesprochen wurde, war die digitale Eingangsrechnung. Nach einer kurzen Brotzeit wurden die Gruppen getauscht und zum Abschluss gab es noch eine Feedbackrunde.
Vanessa Hofmann zieht ein durchweg positives Resümee aus dem Termin: „Ich fand es gigantisch. Ich bin danach wirklich mit einem Grinsen herumgelaufen, weil mir das so viel gegeben hat. Ich würde das auf jeden Fall wieder machen und hoffe, dass auch in Zukunft immer Betriebe ihre Türen für die Holzbaujunioren öffnen werden. Das ermöglicht einen unglaublich wertvollen Austausch. Davon profitieren nicht nur die Junioren, sondern auch der gastgebende Betrieb.“
Der zweite Betrieb, die seit 1911 und vier Generationen geführte Rinner-Riedinger Holzbau GmbH, wurde im Anschluss an ein gemeinsames Mittagessen besucht. Um den Tag für die Junioren abwechslungsreich und interessant für jeden zu gestalten, wurde bei der Auswahl der beiden Betriebe bewusst auf Kontraste gesetzt.
Der alteingesessene Familienbetrieb Rinner-Riedinger übernimmt Bauvorhaben für private Bauherren und öffentliche Auftraggeber – vom Einfamilienhaus über Hallen bis hin zu komplexen Lösungen. Mit sechs Mitarbeitern werden Aufträge in den Bereichen Zimmerei, Holzrahmenbau, Altbausanierung, Innenausbau und Dachdeckerei erledigt.
Die Betreuung der Holzbaujunioren, denen sie das Firmengelände zeigte und vom betriebsinternen Arbeitsalltag berichtete, übernahm Andrea Rinner- Riedinger. Sie ist Zimmermeisterin im Familienbetrieb. Als Frau im Zimmererhandwerk, die immer noch eine Minderheit darstellen, hat sie sich „richtig gefreut, dass so viele „Mädels“ dabei waren und diese den Mut haben, auch in die Geschäftsführung einzusteigen.“
Außergewöhnlich positiv hat Rinner-Riedinger wahrgenommen, dass unter den Holzbaujunioren einige waren, deren Großeltern sie kenne. In Anbetracht der nicht immer einfachen Zeiten freut sie enorm, dass diese Familienbetriebe fortbestehen. Die zwei unterschiedlichen Geschäftsideen und Betriebsstrukturen regten die Holzbaujunioren zum gründlichen Überdenken des eigenen Selbstverständnisses als angehende Unternehmer an und führten vor Ort zu interessanten Diskussionen.
Das nächste Mal treffen sich die Holzbaujunioren am 11. Oktober 2024 zum Seminar „Baubetriebswirtschaftslehre“ beim Bayerischen Zimmerer und Holzbaugewerbetag in Augsburg. Dabei geht es neben Digitalisierung beim Controlling auch um die Grundzüge des Gesellschaftsrechts.
Einen Rückblick auf den Termin aus Teilnehmersicht und Wünsche für die Zukunft liefert das Interview mit Holzbaujunior Linus Weyer.